Mystik, Natur und Verantwortung in Zeiten des Wandels

Ein Gemälde von Änne Laube

Ein lautloser Ruf durchdringt die Nacht.
Ein Wolf – doch mehr als nur ein Tier.
Ein Schatten aus Licht,
geformt aus Nebel und Erinnerung.
Er hebt den Kopf, als würde er mit den Sternen sprechen,
als suchte er Antwort im Flüstern des Himmels.

Mit diesem Bild beginnt „Wolf Magical“, eines der Schlüsselwerke der Ausstellung „Mystik und Inspirationen“ von Änne Laube. Die Malerin, die viele Jahre in der Wolfregion Lausitz lebte, zeigt in ihren Arbeiten die tiefe Verbundenheit mit Landschaft, Jahreszeiten und insbesondere den Wölfen.

Änne Laube versteht ihre Kunst nicht als reine Naturdarstellung, sondern als Dialog zwischen Mensch und Tier, zwischen Gegenwart und Urkraft. Sie selbst beschreibt:

„Wenn uralte Eichen in Nebel gehüllt sind und in sternenklaren Nächten bei Vollmond die Wölfe heulen, erwacht eine Mystik, die sich in meinen Gemälden widerspiegelt.“

„Wolf Magical“ vereint diese mystische Erfahrung mit einem klaren Anliegen: Es geht um Koexistenz. In einer Zeit, in der der Wolf in Deutschland oft zum Streitfall wird, erinnert das Gemälde daran, dass Respekt und einfühlsames Verhalten den Weg zu einem friedli-chen Zusammenleben ebnen. Der Wolf wird so zum Symbol für unsere Haltung zur Natur – zwischen Angst, Projektion und Bewunderung.

Die Farbflächen in Blau und Grün, die den Wolf umhüllen, erinnern an Nordlichter. Sie öffnen den Blick über das Tier hinaus und lassen das Werk zu einer spirituellen Erfahrung werden. „Wolf Magical“ ist damit nicht nur ein Bild, sondern ein Ruf nach Achtsamkeit – nach einer Rückbesinnung auf das, was wir längst zu verlieren drohen: die Balance zwi-schen Mensch und Natur. Die Ausstellung „Mystik und Inspirationen“ ist bereits beendet, doch die Botschaft bleibt.

In den Werken von Änne Laube verdichtet sich die Frage unserer Zeit:

Sind wir noch fähig, Teil des Ganzen zu sein – oder entfernen wir uns immer weiter von der Quelle, die uns trägt?

Egon Höcker, Berlin, 10.10.2025