Unser letztes Vereinstreffen stand ganz im Zeichen des Selbstporträts – und selten hat ein Thema so viele Emotionen, Erinnerungen und persönliche Geschichten ausgelöst. Die Inspiration dafür kam von Celi Guada, die derzeit im Kulturzentrum Schöneweide ihre Ausstellung zeigt. Ihr eigenes Selbstporträt wurde zum Ausgangspunkt unserer Runde.

Katalog blau 32Ich (Egon) durfte unser Thema eröffnen und las zuerst Celis bewegenden Text (siehe auch Beitrag: Die stille Sprache des Selbstporträts)(siehe auch Beitrag: Die stille Sprache des Selbstporträts)  vor:

„Ich male und fotografiere mich seit meiner Jugend, einem Moment, in dem die Suche nach unserer Identität erwachte und sich manifestierte. Sie wurde dringend.“

„Als ich dieses Werk 2010 schuf, hatte ich alles, was man sich wünschen kann – und doch war ich nicht glücklich. Ich fühlte mich wie in einem Würfel: zwei Wände gaben Halt, aber das Dach hielt mich vom Fliegen ab. In Wahrheit erstickte ich.“

Dieser ehrliche Blick nach innen hat uns alle berührt. Und er zeigte uns, worum es beim Selbstporträt wirklich geht: Nicht um Ähnlichkeit – sondern um Wahrheit.

Eine Reise durch Jahrzehnte des eigenen Gesichts

Was dann geschah, war wie eine Zeitreise durch Leben, Stile und Techniken.

  • Werner brachte gleich mehrere Zeichnungen mit – fast wie ein gezeichneter Lebenslauf. Vom jungen Soldaten in den 60er Jahren bis zum bärtigen Freigeist, der er heute ist.
  • Klaus zeigte Drucke und Zeichnungen aus den 50ern und 60ern – darunter ein fragmentarisches Porträt, das nie vollendet wurde, weil er damals einen Auftrag bekam. Für uns war es gerade wegen seiner Unfertigkeit faszinierend.
  • Reinhold präsentierte Selbstporträts voller Optimismus und Lebensfreude – ob Bleistift oder älterer Kursarbeit, bei ihm lächelte selbst die Linie.
  • Ich selbst habe bislang kein eigenes Selbstporträt gemalt oder gezeichnet – doch ich besuche gerade einen Porträtkurs bei Michael Bock an der VHS Baumschulenweg. Also war das der perfekte Anlass, es endlich zu versuchen. Nicht perfekt – aber echt.
  • Irena beeindruckte mit einem Werk in Trockenpinsel-Technik, voller Ausdruck und Wärme.
  • Elena, unsere Gastkünstlerin, zeigte zwei Porträts – sie wollte nicht allein auf dem Blatt stehen. Ihre One-Line-Zeichnungen brachten uns zum Staunen. Klaus meinte: „Einrahmen und ins Museum!“

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Warum wir uns selbst zeichnen sollten

Ein Selbstporträt ist mehr als ein Gesicht auf Papier. Es ist ein stilles Gespräch mit sich selbst.

  • Es zeigt nicht nur, wie wir aussehen, sondern wie wir uns fühlen.
  • Es ist Momentaufnahme, Erinnerung, Experiment und Selbsttherapie in einem.
  • Es darf schön sein, wild, verstört, humorvoll oder rätselhaft.

Man kann sich idealisiert, verzerrt, ironisch oder spirituell darstellen – Hauptsache ehrlich.
Was ich fast vermisst habe: Karikaturen von uns selbst. Vielleicht kommt das ja noch.

Also… wie wäre es?

Wenn du das hier liest und denkst: „Ich könnte das auch mal versuchen…“
Dann sage ich: Tu es.

Schnapp dir einen Spiegel, ein Handyfoto oder zeichne dich einfach aus dem Gefühl heraus.

  • Mit Bleistift
  • Mit Farbe
  • Mit Kamera
  • Oder sogar mit Ton

Es braucht kein Können – nur einen Blick nach innen. Vielleicht entdeckst du dabei nicht nur dein Gesicht – sondern dich selbst.

Egon Höcker, 15.10.2025

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