Zwischen Pinsel und Feder, zwischen Beobachtung und Empfindung entfaltet sich die Welt der Künstlerin Anni Kaufhold. Ihre Werke zeigen Tiere nicht nur als Motiv, sondern als Spiegel des Lebendigen – präzise in der Form, zart in der Seele. In Zeichnung, Malerei und „Biopoetry“ verbindet sich wissenschaftliche Genauigkeit mit poetischem Ausdruck.
Eine Einladung, das Tier neu zu sehen – als Wesen, das uns lehrt, Teil der Natur zu sein.
📅 01.11. – 04.12.2025
🎨 Vernissage und Lesung: 01.11.2025, 15 Uhr
📍 Kulturzentrum Schöneweide
Die Ausstellung lädt Kunst- und Literaturliebhaber, Naturfreunde und Neugierige dazu ein, die faszinierende Beziehung zwischen Mensch und Tier neu zu entdecken. In Bildern, Skulpturen und Gedichten zeigen Künstlerinnen und Künstler, wie vielfältig das Tier in der Kunst und Dichtung dargestellt wird – mal sinnlich, mal symbolisch, mal humorvoll.
Ein begleitender Katalog zur Ausstellung, ein gemeinsames Werk der Künstlerin und Egon Höcker, ist derzeit in Vorbereitung und wird das Projekt mit weiteren Texten und Abbildungen dokumentieren.
Kurator Egon Höcker, 08.10.2025
Leseprobe
Die Gottesanbeterin
Diese grüne Grazie
ist eine Unbarmherzige
sie betet keine Götter an
sondern frisst lieber ihren Mann
wenn der Spaß vorüber ist
darum ist sie ein fieses Biest
verspeist den Kopf als Reingewinn
denn der macht nun mehr keinen Sinn
Anni Kaufhold – Zwischen Natur, Kunst und Poesie
Die Berliner Künstlerin und Lyrikerin Anni Kaufhold (geboren in Berlin) verbindet in ihrem Schaffen Kunst, Wissenschaft und Sprache zu einer vielschichtigen Einheit. Sie studierte Kunst und Theater an der Universität der Künste Berlin sowie Biologie an der Freien Universität Berlin. Ein ERASMUS-Stipendium führte sie an die Accademia di Belle Arti in Bologna (Italien), anschließend absolvierte sie ein Praktikum bei der UNESCO in Paris. Heute arbeitet sie als Studienrätin für Kunst, Theater und Biologie – eine Verbindung, die ihre künstlerische Arbeit prägt.
Ihr Credo, angelehnt an Albrecht Dürer – „Die Kunst ist in der Natur, man muss sie nur herausholen“ – beschreibt ihre künstlerische Haltung präzise. Kaufhold versteht darunter nicht die Ausbeutung, sondern das bewusste Wahrnehmen und Sichtbarmachen der unerschöpflichen Gestaltungsformen der Natur. Ihre Werke reichen von exakten naturwissenschaftlichen Zeichnungen über sanfte Pastellbilder, die die Seele des Tieres offenbaren, bis hin zu ausdrucksstarken Acrylmalereien, in denen das Verhältnis zwischen Mensch und Tier thematisiert wird.
Ihre „Biopoetry“ – naturwissenschaftlich fundierte Gedichte über Tiere und Pflanzen – verbindet poetischen Klang mit biologischer Erkenntnis. Hinter der scheinbaren Leichtigkeit ihrer Verse stehen Fachwissen und tiefes Naturverständnis. Damit schafft sie eine ungewöhnliche Symbiose von Kunst, Wissenschaft und Poesie.
Künstlerische Tätigkeit und Ausstellungen
Seit den 1990er Jahren präsentiert Anni Kaufhold ihre Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen.
Zu ihren wichtigsten Einzelausstellungen zählen:
- Mykologische Fundstücke aus Hüttenberg/Kärnten (1993, Institut für Systematische Botanik Berlin)
- Mehr Meer (2002, Berlin)
- She could be a princess – Flüchtlingsfrauen aus dem Sudan (2015, 2017)
- Equi libri (2018, Berlin)
- Pferde und andere Gefährten (2019, Bibliothek Köpenick)
- Das Tier in Poesie und Kunst (2025, Kulturzentrum Schöneweide)
Ihre Werke waren zudem in renommierten Berliner Ausstellungshäusern wie dem Kunsthaus Bethanien, Schloss Trebnitz, Rathaus Köpenick, kunstraum t27, Galerie malerei und grafik und Bibliothek Köpenick zu sehen.
Von 2016 bis 2020 war sie Mitglied der Künstlergruppe 555°art und gründete 2019 die Zeichengruppe Cöpenicker Zeichenstunde (CZS), die sich dem Zeichnen in der Natur widmet.
Literarisches Werk
Neben der bildenden Kunst veröffentlicht Anni Kaufhold seit vielen Jahren Lyrik, in der sich wissenschaftliche Erkenntnis mit sprachlicher Feinheit verbindet.
Buchveröffentlichungen:
- Die Animalischen Verse, ISBN 978-3-943876-97-0, 40 Gedichte und 23 Illustrationen, Periplaneta-Verlag Berlin, 2015
- Die Bestialischen Verse, ISBN 978-3-95996-050-2, 65 Gedichte und 18 Illustrationen, Periplaneta-Verlag Berlin, 2017
- Stimmen aus dem Ökozid – ECO: POETRY, ISBN 978-3-8192-6433-7, hrsg. von Anni Kaufhold & Zoe Fornoff, Edition Zeitsprung, 2025
Ihre Gedichte erschienen zudem in zahlreichen Anthologien, u. a. in
Cità de la Poesia – Was wir Dichter heute zu sagen haben (2016), Arboretum (2017), Ich will alles von der Welt (2023), den Bänden zum Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis (Wenn wir den Atem anhalten, 2017; Zuflucht zum Meer, 2021; Antwort auf Farben, 2025) sowie in Bis dein Blick Meer wird und Verästelter Sinn (beide 2019).
Ihre Texte präsentierte sie auf zahlreichen Lesebühnen und Kulturveranstaltungen in Berlin und Brandenburg – u. a. im Franz-Club, Z-Bar, Zimmer 16, Haus der Sinne, Museum für Naturkunde Berlin, Kulturzentrum Schöneweide, Kulturfabrik Fürstenwalde, Schloss Trebnitz, Kulturhaus Babelsberg und im Günter de Bruyn-Haus Beeskow.
Für ihre humorvoll-wissenschaftliche Lyrik erhielt sie 2023 den 1. Preis beim Brandenburger Science Slam in Spremberg.
Sie ist Mitglied des Köpenicker Lyrikseminars sowie der Lesebühne der Kulturen von Ulrich Grasnick.
Haltung und Motivation
In einer Zeit, in der täglich über 50 Hektar Naturfläche in Deutschland für Siedlungs- und Verkehrsflächen verloren gehen, sieht Anni Kaufhold in ihrer Kunst einen Beitrag zur Bewahrung des Lebendigen:
„Man sieht nur, was man kennt, und man schützt nur, was man sieht.“
Ihre Arbeiten sind eine Einladung, genauer hinzusehen – auf das Tier, auf die Natur und auf uns selbst.